Frau Schletterer singt nicht mehr

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Au
Alles lecker, oder was?
23.08.2023 15:02

Ich schaue mir im Fernsehen ja unheimlich gern gewisse Kochsendungen an.
Nicht diese Sachen wie „Grill den Henssler“ oder so, sondern vor allem „Lecker aufs Land“, „Land und lecker“ und wie vergleichbare Formate noch so heißen mögen.
Mir gefällt bei diesen Sendungen, in denen es aufs Land und um die (teils sehr gehobene) Landküche geht, besonders, dabei zuzusehen, wie Leute wie du und ich in ihrer eigenen Küche für ihre Gäste feine Gerichte zaubern. Ganz oft läuft mir beim Zuschauen das Wasser im Munde zusammen.
Was mir nicht gefällt, ist die Art, wie schon im Titel dieser Sendungen den Gerichten nicht genügend Hochachtung entgegengebracht wird, und auch die Gäste im allgemeinen ihr Wohlwollen und ihr Lob zu den servierten Speisen zum Ausdruck bringen.
Was die Kulinarik angeht, verfügen viel zu viele Deutsche über einen viel zu begrenzten Wortschatz. Wie sonst sollte zu erklären sein, daß alle alles immer nur „lecker“ finden? Ja, daß schon die Titel dieser Sendereihen diese Wortwahl quasi vorgeben?
„Lecker“ ist für mich das richtige Wort, um eine gelungene Currywurst zu loben oder gut geratene Kässpätzle. Wenn es aber um Atlantikseezunge in Estragonbutter mit einem Häubchen von Süßkartoffelschnee und einem getrüffelten Anisschaumtopping geht, dann wünsche ich mir schon ein wenig mehr Einfallsreichtum bei der Wahl der lobenden Worte. „Lecker“ wird einem solchen Gericht sicher nicht gerecht, es sei denn, bei der Zubereitung ist ordentlich was in die Hose gegangen. Dann kann man mit der Vokabel „lecker“ vielleicht gerade so vermeiden, im eigenen Urteil allzu deutlich zu werden.
Was ist aus den schönen Wörtern „fein“, „großartig“, „aromatisch“, „meisterhaft“, „Gaumenschmeichler“, „Hochgenuß“, „schmeckt gut“ usw. geworden? Haben die Leute wirklich nicht mehr das Bedürfnis, da ein wenig abzustufen und dem jeweiligen Niveau einer Speise Tribut zu zollen?
Ich finde das schade. Und möchte jetzt auch nicht hören, dass „lekker“ im Niederländischen so viel mehr bedeutet, denn darum geht es mir gerade nicht.

 

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