Frau Schletterer singt nicht mehr

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Fe
Korrekturlesung
23.02.2024 08:08

Kennen Sie das? Sie schreiben einen Text, lesen ihn anschließend nochmal durch, korrigieren hier und da noch ein paar Fehler (weil Sie sich vertippt haben oder einen Satz anderes beendet, als Sie ihn angefangen haben), lesen abschließend nochmal Korrektur und merken an einer Stelle immer noch: da stimmt was nicht? Aber Sie kommen nicht dahinter, was es ist?
So ging es mir mit meinem letzten Beitrag auf dieser Seite. Seit ich ihn geschrieben habe, habe ich ihn x mal durchgelesen, und immer an derselben Stelle kam ich ins Stocken, weil irgendetwas nicht stimmen wollte. Und ich habe und habe den Fehler nicht gefunden. Und jetzt auf einmal, heute morgen vor nicht mehr als 10 Minuten sehe ich es: es haben lediglich 2 Buchstaben gefehlt, um aus einem Nominativ einen Akkusativ zu machen, der an der fraglichen Stelle benötigt wurde. Heute habe ich es entdeckt, wohl weil ich aufgehört hatte, nach dem Fehler zu suchen. Es war genau so, wie man hin und wieder versucht, sich an den Namen von Schauspieler Y zu erinnern, und je mehr man sich anstrengt, umso weiter entfernt sich der Name aus dem Gedächtnis. Und dann – bamm! – mitten in der Nacht, wenn keiner mehr hören will, wie jetzt dieser Mensch geheißen hat, ist einem der Name wieder präsent, und man kann sich gar nicht erklären, wie man ihn je hat vergessen können.
Das mag auch der Grund für das Vier-Augen-Prinzip sein, das gern bei wichtigen Dokumenten oder anderen Arbeiten angewendet wird, um Fehler frühzeitig zu finden und möglichst erst gar nicht wirksam werden zu lassen. Für das eigene Werk ist man offensichtlich blind, das scheint was ganz Menschliches zu sein, dessen sich niemand schämen muß. Aber ärgern tut’s einen schon, wenn andere Leute einem die eigenen Versäumnisse auf die Nase binden müssen, auch wenn die es vielleicht gar nicht so empfinden. 
Nun gut, den Schlaf hatte mir mein Fehlerchen nicht gerade geraubt, aber jetzt kann ich wenigstens meinen Blick über meinen Text schweifen lassen in der Gewißheit, daß mich diese eine Stelle nicht mehr zum Stocken bringt.

 

Slawist oder Fröschlein?
Kommunikation ist alles!

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