Frau Schletterer singt nicht mehr

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Fe
Valentinstag
14.02.2024 08:51

Oh Mann, ich fass‘ es nicht!
Jetzt gibt es doch heute morgen auf web.de allen Ernstes einen Artikel über die Schattenseiten des Valentinstags!
Der Tag der Verliebten, wie schön! Aber ach! Die armen Singles, Geschiedenen und Verlassenen!  „Viele Singles überstehen de Valentinstag nur mit Mühe!“ steht da zu lesen. Und zwar, weil das ja der Tag der Verliebten sei, und da gehören sie halt nun mal gerade nicht dazu.
Da wurde doch tatsächlich eine Psychologin bemüht, um Hilfe an die Hand zu geben, diesen Tag ohne seelischen Schaden zu überleben. Als erstes hat sie fachkundig angemerkt, daß dieser Tag für einen Single ja nur dann ein Problem werde, wenn dieser Single sich aktuell überhaupt eine Beziehung wünsche. Mensch, da wär'n wir ohne diese Fachkraft wohl nie drauf gekommen, wa?! 
Und mal ehrlich: vor gar nicht so vielen Jahren hat in Deutschland kein Mensch vom Valentinstag je gesprochen, und jetzt auf einmal soll er zum Krisentag der Alleinstehenden werden?
Der Hilfestellungsartikel macht aus dem Valentinstag ein schwer zu bewältigendes Problem, das natürlich nur gewuppt werden kann, wenn man sich professionellem Rat beugt und tief in sich hineinschaut, um dort den eigenen Wert zu finden und zu schätzen, der selbstredend auch dann da ist, wenn gerade kein/e Partner/in zur Hand ist, der/die einem das bestätigt.
Es ist ja unbestritten ein großer Fortschritt, daß psychische Belastungen mittlerweile in unserer Gesellschaft als solche akzeptiert, zur Kenntnis und ernst genommen werden. Aber daß jetzt schon für das kleinste bißchen Unbill psychologischer Rat angeboten wird (und das auch noch ungefragt) und alles zu einer „seelischen Belastung“ hochstilisiert wird, das geht nun doch zu weit. Ich erlaube mir jetzt einfach mal, das so deutlich zu sagen. Mit solchen Machwerken kommen die Leute doch überhaupt erst auf die Idee, sich bei ein bißchen Traurigkeit gleich als Patient wahrzunehmen, dem selbstverständlich Zuwendung zusteht.
Und überhaupt: da steht in diesem Text auch noch folgende Passage: „…Im Büro oder Freundeskreis wird gerne erzählt, was am Valentinstag so geplant ist oder was der Partner einem für tolle Geschenke gemacht hat. …“ Äh… nein! Ich kenne niemanden, wirklich niemanden, der im Büro erzählt, wie bei ihm zu Hause der Valentinstag abläuft. Und ich glaube, ich kenne auch den Grund dafür: es sind sehr viel weniger Menschen in Deutschland, die den Valentinstag überhaupt begehen, als solche Textchen uns glauben machen wollen.
Der Valentinstag wurde nach Deutschland erst nach dem 2. Weltkrieg von amerikanischen Soldaten „mitgebracht“, und jetzt wird er so hingestellt, als sei er 1:1 in deutsche Traditionen übernommen worden, und bekommt in solchen „Berichten“ dieselbe angebliche Bedeutung und Wichtigkeit zugeschrieben, wie er sie in Amerika hat.
Ich kann im Moment nur den Kopf schütteln, echt wahr jetzt!

 

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